Als vor einigen Jahren Smartphones aufkamen, wusste niemand, was diese Taschen-Internet-Devices noch alles werden. Als passionierter Radler fand ich aber schon bald heraus, dass man damit beim Radfahren den Weg finden und seine Leistungsdaten im Blick behalten kann. Meine erste Geschichte über Radcomputer-Apps erschien 2010 auf Digital-Room.de als Video über B.iCycle. Die App gibt es bis heute in einer weitgehend ähnlichen Art. Sie ist nicht die Schlechteste.
Doch das war erst der Anfang. Heute buhlen zig verschieden Fahrrad-Apps um die Gunst der Radler. Für die Kollegen von der Connect durfte ich das Angebot an Radler-Apps schon mehrfach unter die Lupe nehmen. Das geht etwa beim Retro-Tacho für Fans des Bonanzarades und andere Kinder der 70er Jahre los und endet beim universellen Fitnesscomputer mit Anbindung an eine virtuelle Muckibude mit Facebook-Connection. Rennradler lieben die Jagd auf Sekunden an definierten Bergwertungen via Strava, Community-Jünger mit breiterem Sport-Horizont sammeln sich bei Runtastic. Wer es lieber pur und lokal gespeichert mag, ohne dass die ganze Welt den Niedergang der eigenen Kondition mit hämischen Kommentaren überschütten möge, der greift eher zu Cyclemeter oder dem Tacho und Fitnesscomputer von Wahoo-Fitness, die obendrein kostenlos zu haben sind. Das ist eben der Vorteil des Smartphone: Es kann fast alles, man muss aber natürlich nicht alles nutzen.

Neben den eher sportlichen Rad-Tachos gibt es auch die Navis für Pedaleure. Klar, Auto-Navigation im Smartphone nimmt man ja seit Skobbler, Google Maps und der eingebauten iPhone-Navigation auch als gegeben hin. Doch beim Radeln ist das eben doch ein bisschen anders: Radwegs ist nicht gleich Radweg, und vor allem ist Fahrrad nicht gleich Fahrrad, wenn es um den „richtigen“ Weg geht. Mountainbiker schlafen dort im Rollen ein, wo es Rennradler am liebsten haben. Und wem einmal mit dem Carbon-Renner der tiefe Kies eines Fernreise-Radwanderwegs den Schnitt versaut hat, der wird dem entsprechenden Navi auch nicht mehr vertrauen. Will sagen: Radnavigation ist um einiges komplexer als die für schnöde Motorgefährte.
Mein Favorit in dieser Hinsicht ist Komoot. Die App sucht tatsächlich recht zuverlässig Routen für alle Rad-Typen heraus – auch zwischen den beiden Extremen. Vor allem bietet der angeschlossene Online-Tourenplaner am Computer sehr gute Möglichkeiten, um Touren mit Blick auf die Karte und Echtzeit-Infos wie etwas Straßenbezeichnungen, Beläge und dem Höhenprofil per drag & drop zu optimieren. Ähnlich gute Navigation, wenn auch nicht ganz so universell, bietet die App Maps 3D, die obendrein die Geländeform in einer 3D-Ansicht anzeigen kann und so störende Gebirge schon bei der Planung offenlegt.
Eher für Tourenradler gibt es noch eine entsprechende App vom ADAC und einige weitere Navi-Apps für eher städtische Regionen: bbybike oder Bike Citizens (ehemals Bikecityguide) haben sich auf schnelle und sichere Wege im urbanen Gelände spezialisiert – letztere etwa mit dem Know-How von Radkurieren.

Ach ja – irgendwo muss man das Smartphone ja befestigen, wenn es am Lenker den Weg weisen soll. Der zugehörige Test erschien auch im letzten Sommer in der Connect.
Und jetzt, wo es dann irgendwann doch noch Winter wird, habe ich mich nach drinnen verzogen. Auf dem Programm stehen Programme und Apps, die vernetzte Rollentrainer fürs Rennrad oder Mountainbike in Echtzeit per Bluetooth Smart oder ANT+ mit den Steigungsprofilen echter Routen füttern. Passend dazu läuft auf dem Tablet- oder PC-Schirm ein Fahrt-Video oder eine 3D-Animation der gefahrenen Strecke – inklusive visueller oder per Internet verbundener Mitstreiter, Windschatten, Gegenwind – und echtem Schweiß!

Voraussetzung für vollen virtuellen Fahrspaß ist ein per Bluetooth oder mit dem Sport-Funkprotokoll ANT+ steuerbarer Rollentrainer – zum Beispiel von BKOOL oder eines der Modelle Kickr / Kickr Swap von Wahoo. Die führenden Portale sind hier BKOOL, Zwift und Cycle Ops‘ Virtual Trainer, wenn es um Fahrten durch echte virtuelle Landschaften geht – Ein cooles Computerspiel mit eigenem Körpereinsatz eben. Der erste Artikel von mir über dieses Thema erscheint übrigens im Rennradmagazin ROADBIKE, Ausgabe 1/2015 – Anfang Dezember 2015.
Das Tolle an all diesen Geschichten: Ich bleibe bei der Recherche so richtig in Bewegung – was will man mehr? Andererseits kommen Stärken und Schwächen dieser Anwendungen auch nur zum Vorschein, wenn man sie tatsächlich über längere Zeiträume immer wieder an unterschiedlichen Orten nutzt.
Deshalb zum Abschluss ein bisschen Werbung in eigener Sache: Ich freue mich ganz besonders über Anfragen zu Artikeln und Tests zu diesen Themen, denn nur so lassen sich die Erkenntnisse dauerhaft aktuell halten – und die Berichte entsprechend gehaltvoll. Denn für einen kleinen Kurztest kann logischerweise niemand viele Wochen lang in der Weltgeschichte herum radeln und dabei Testen. Ach ja – und hier sieht man, wo ich mich gerade mit dem Rad herumgetrieben habe 😉
https://www.strava.com/athletes/1864429/latest-rides/15b009590302a21af47e7481524619d203dadc69